Bewusstes Abschied nehmen

...in der Zeit zwischen dem Eintritt des Todes und der Beisetzung

Der innere Prozess des Abschied nehmen wird unterstützt durch äußerliches Handeln. Eine besondere Bedeutung hat dabei der persönliche Abschied vom Verstorbenen: Den Toten noch einmal anschauen, ihm das sagen, was er nicht mehr hören kann und was man ihm doch noch sagen möchte, ihn nochmal streicheln, die Hand auf seine Hände legen...

Diese Chance ist unwiederbringlich und es gibt keinen Anlass zur Eile.

Vielleicht gibt es im Krankenhaus kaum Möglichkeiten, aber Bestatter und Friedhöfe haben in aller Regel Abschiedsräume, die dafür genutzt werden können. Und der Verstorbene kann auch bis zu 36 Stunden (in Hessen) zu Hause aufgebahrt werden. Immer wieder betonen Angehörige in der Rückschau, wie wichtig dieser „letzte Abschied“ für sie war.

Er erleichtert es ihnen die Realität des Todes „zu begreifen“ und bietet damit eine Hilfe für die weitere Trauerbewältigung.
Weitere Dinge können das Abschied nehmen unterstützen, z.B. sorgfältig ausgewählte Sargbeigaben, eine individuell gestaltete Trauerfeier, mit Sinn erfüllte Rituale.

...in der Zeit vor dem endgültigen Verlust

Abschied nehmen beginnt in aller Regel bereits vor dem endgültigen Verlust. Der Prozess geschieht mehr oder weniger bewusst. Bei Kranken beginnt er mit der Gewissheit der Unheilbarkeit, bei alten Menschen mit körperlichen und geistigen Abbauprozessen. Die Entwicklung führt vielleicht nicht unmittelbar zum Tod; sie ist jedoch unumkehrbar, Einschränkungen nehmen zu, Fähigkeiten und Fertigkeiten gehen endgültig verloren.
Aber auch der herannahende Verlust sinnstiftender Lebensinhalte (z.B. der Arbeit) oder haltgebender Hoffnungen und Wünsche löst Abschiedsprozesse aus. Unabhängig davon, um was es sich handelt, besteht die Möglichkeit den Abschied bewusst vorzubereiten und zu gestalten. Das kann mit Fragen an sich selbst beginnen (z.B. Wie gehe ich innerlich auf diesen Abschied zu? Gibt es Schmerz, der zugelassen sein will?) und bei der Durchführung eines Abschiedsrituales enden. Entscheidend ist es eine Form zu finden, die sich stimmig anfühlt und als unterstützend erlebt wird.